Mensch, pass auf uns auf!
Solveig Opfermann, von der Unteren Naturschutzbehörde wacht über uns.
Ich will hier mal was anmerken...
Unsere Helferin beim zählen
unserer Bevölkerung.
Das zu frühe Ende eines Frosches.
Für die Einen gibt es Zebrastreifen und für die anderen Krötentunnel.

Qua-ak! Oder wie Ihr Menschen sagt: Hallo!
Ich bin Laubi Laubfrosch, sozusagen der Bürgermeister der Amphibien hier am Parsteinsee. Wißt Ihr, liebe Zweibeiner, wir sollten viel mehr Verständnis füreinander haben, wir Amphibien und Ihr Menschen. Schließlich wollen wir beide dasselbe: es so angenehm wie möglich auf unserer Erde haben.
Ich weiß, so mancher von Euch Menschen-Kindern verflucht die Zeiten, in denen meine Verwandten Eure im wahrsten Sinne des Wortes eingefahrenen Gewohnheiten ein wenig durcheinander bringen. Also hauptsächlich von März bis Mai, wenn wir unsere Winterquartiere in Richtung Laichgewässer verlassen und die Amphibienschutzschranken an der Straße am Parsteinsee von 20 bis 5 Uhr geschlossen werden, damit wir in Ruhe über die Straße marschieren können. Dann müsst Ihr Fahr-Umwege in Kauf nehmen. Und so mancher versteht nicht, warum "wegen ein paar Fröschen" so ein Theater gemacht wird. Wo es doch bis 2002 auch anders ging.
Dann will ich jetzt doch weiter ausholen. Schon seit vielen Jahren ist das Gebiet um den Parsteinsee das reinste Paradies. Für die Camper auf den Zeltplätzen Parstein und Pehlitz, für die kleinen menschlichen Wasserratten beim Planschen und die großen kräftigen Ruder-Männer, die ihre Liebste zum Küssen ins Schilf paddeln (quaaak, qua-ak - oder wie Ihr Menschen sagt: aber hallo! Da kann ein so alter Laubfrosch wie ich glatt noch etwas lernen in punkto Liebesgequake!). Aber auch wir Amphibien finden hier ideale Bedingungen zum Leben und Lieben vor. Und deshalb haben sich viele Familien Laubfrosch, Rotbauchunke, Kammmolch, Erdkröte, Teichmolch, Grasfrosch, Moorfrosch, Knoblauchkröte, See- und Teichfrosch in der Gegend niedergelassen.
Von Natur aus sind wir Amphibien wechselwarme Tiere. Der Begriff Amphibien kommt aus dem Griechischen, stammt von amphibios ab und bedeutet doppellebig. Das heißt, viele meiner Verwandten wechseln zwischen Landlebensraum und Laichgewässer und gehen auf ziemlich lange Wanderungen, um ihren Jungen optimale Aufwachs-Bedingungen zu bieten. Schließlich soll es auch unseren Amphibien-Kindern besser gehen als uns alten Kröten, Fröschen, Unken und Molchen. Das ist wohl nicht viel anderes als bei Euch zweibeinigen Warmblütern, wie ich hörte. Da es in Deutschland aber besonders viele Straßen gibt, über die wir zwingend hinüber müssen, um unsere Nachkommen artgerecht aufziehen zu können, passieren eben auch viele Unfälle. Deshalb sind wir darauf angewiesen und sehr dankbar, dass Naturschützer, Förster, Ämter und viele andere umsichtige Menschen uns dabei mit Schutzzäunen, Tunneldurchlässen, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Kröten-Fangeimern unterstützen. Vom Amt Oderberg kommt immer unser "blonder Engel". Aber auch ohne den Förster oder die fleißigen Helfer von der Unteren Naturschutzbehörde aus Eberswalde wären wir hoffnungslos verloren. Von ihnen werden die aus den Eimern genommen, gezählt und echt liebevoll über die Straße getragen, die es nicht geschafft haben, den Eingang in die Tunnel zu finden und selbst gefahrlos auf die andere Straßenseite zu kommen.
Warum das früher auch nicht sein musste? Das ist ganz einfach erklärt. Die olle Kopfsteinpflasterstraße, die hier am See entlang führte, die mochten wir auch nicht. Die Steine waren kalt und ungemütlich. Da sind wir relativ zügig rüber gehüpft. Und auch durch den Sog der Autos kamen nur wenige meiner Amphibien-Mitbewohner zu schaden. Denn kein Kraftfahrer fuhr freiwillig schneller als er musste. Doch seit die Straße mit Bitumen überzogen wurde und schön glatt ist, hält sich kaum ein Autolenker an die Geschwindigkeitsbeschränkungen. Das hatte man gehofft, aber Fehlanzeige. Auch verstärkte Polizeikontrollen wirkten nicht. Also blieb gar nichts anderes als die Radikalvariante, und das heißt eben Schranke zu über Nacht. Denn wenn von unsereiner 25 Stück überfahren werden, dann fehlen im Herbst etwa 100 Tiere. 2001 haben die Naturschützer zum Beispiel 666 Rotbauchunken in ihren Eimern gezählt. Nicht auszudenken, wenn auch nur ein Bruchteil davon überfahren worden wäre! Und ganz ehrlich, es sind immer noch genug Amphibien-Mitbewohner, die trotz der intensiven Bemühungen auf der Straße sterben.
Denn, liebe Menschen, auch wir Amphibien lieben die Bitumen-Straßendecke. Sobald nämlich die Sonne darauf scheint, speichert das Bitumen die Wärme. Das ist angenehm an den Füßen und am Bauch, quasi wie Fußbodenheizung. Und wenn dann, wie im Frühjahr und Herbst üblich, öfter mal Regen fällt, fühlen wir uns wirklich fröschel-wohl auf der Straße und haben´s nicht mehr ganz so eilig mit dem Laichen. Ihr Menschen feiert und grillt bei schönem Wetter gerne auf der Terrasse, im Garten oder auf warmem Rasen. Wir sind da ähnlich, bleiben auf dem warmen Asphalt sitzen, genießen die Wärme und veranstalten unsere Happenings. Das ist einfach so schön, dass für einen Moment die Orientierung am Erdmagnetfeld aussetzt und der Gewässer-Duft uninteressant wird, die uns sonst vorwärts treiben. Wo es nett ist, bleibt man eben gerne länger! Ihr Menschen wisst ja bestens, wie das ist und könnt uns da sicher verstehen!
Na dann, auf weitere gute Nachbarschaft! Und passt schön auf uns auf! Danke!
Ihr Laubi Laubfrosch.