| 
                                        
                                          |  |  
                                          | Detlef 
                                              Kohrs, der engagierte Wirtschaftsförderer |  Kompetent, hartnäckig, mit viel Geduld 
                                        und möglichst wenig Bürokratie 
                                        setzt sich Bürgermeister Dieter Klenke 
                                        persönlich für Oschersleben 
                                        (Bode) als attraktiven Wirtschaftsstandort 
                                        ein: um die ansässigen Firmen zu 
                                        halten und neue Investoren zu interessieren. 
                                        Wie wichtig ihm dieses Anliegen ist, zeigt 
                                        auch, dass der zuständige Mitarbeiter 
                                        für Wirtschaftsförderung dem 
                                        Bürgermeister direkt unterstellt 
                                        ist.
 Wir sprachen mit dem Verwaltungsangestellten 
                                        Detlef Kohrs (53).
 
 
 
 Detlef Kohrs, was genau ist Ihre Aufgabe 
                                        als Wirtschaftsförderer?
 
 Wirtschaftsförderung ist auch 
                                        in einer Kleinstadt wie Oschersleben (Bode) 
                                        eine Aufgabe, die von wichtigen Bereichen 
                                        der kommunalen Verwaltung berührt 
                                        wird. Sie umfasst alle Maßnahmen 
                                        zur Verbesserung der Faktoren, die die 
                                        Standortwahl und - erhaltung der gewerblichen 
                                        Wirtschaft beeinflussen.
 Bei einer der wesentlichsten Aufgaben 
                                        - der Unternehmensansiedlung - wird das 
                                        erste gemeinsame Gespräch mit einem 
                                        Investor unter Regie des Bürgermeisters 
                                        geführt. Hier wird geklärt: 
                                        Wie ist der Inhalt des Unternehmenskonzeptes? 
                                        Kann die Stadt sich unterstützend 
                                        einbringen? Ist die finanzielle Absicherung 
                                        dieser Investition gewährleistet? 
                                        Besteht Einvernehmen, werden die weiteren 
                                        Aufgaben zur Umsetzung des Ansiedlungsvorhabens 
                                        von mir wahrgenommen. Wie etwa die Abklärung 
                                        einer möglichen Fördermittelbereitstellung 
                                        und der sich hieraus ergebenden Mitwirkung 
                                        weiterer Behörden, die rechtsgeschäftliche 
                                        Vorbereitung und Abstimmung der Gewerbeflächenveräußerung, 
                                        die Kontrolle und Begleitung bis zum Eigentumsübergang, 
                                        die Abstimmung mit weiteren Ämtern 
                                        und deren Einbeziehung in die praktische 
                                        Ansiedlungsphase.
 Da haben Sie sicher nicht nur Erfolge 
                                        zu vermelden.
 Ja, leider. Anfang der 90er, in den ersten 
                                        Bauabschnitten des Gewerbegebietes, setzte 
                                        bereits kurz nach genehmigtem Bebauungsplan 
                                        ein regelrechter Ansiedlungs-Boom ein. 
                                        Der hielt bis 1996/97 an, dann verliefen 
                                        die Gewerbeansiedlungen normal. In den 
                                        letzten zwei Jahren haben sie drastisch 
                                        abgenommen.
 Wie ist das zu erklären?Überall in Sachsen-Anhalt entstanden 
                                        interessante Gewerbegebiete. Der damit 
                                        zunehmende Standortwettbewerb der Kommunen 
                                        untereinander und die gleichzeitig stagnierende 
                                        gesamtwirtschaftliche Entwicklung sind 
                                        zwei wesentliche Faktoren. Zudem hat eine 
                                        Stadt wenig Einfluss darauf, welcher Standort 
                                        von einem Unternehmen entsprechend seiner 
                                        individuellen Firmenentwicklung favorisiert 
                                        wird.
 Welche Standortvorteile bietet Oschersleben 
                                        (Bode)?  
                                        
                                          |  |  
                                          | Die Gewerbegebiete 
                                              sind exzellent erschlossen |  Eindeutig unsere zentrale Lage in Sachsen-Anhalt 
                                        und darüber hinaus mitten in Deutschland. 
                                        Die Stadt liegt direkt an der B 246, bis 
                                        zur Autobahn A 14 ist es durch Ausbau 
                                        der Fernverkehrsstraße und Ortsumfahrungen 
                                        nur der berühmte Katzensprung. Unsere 
                                        Gewerbegebiete sind voll erschlossen, 
                                        wir verfügen im dritten Bauabschnitt 
                                        dieses Areals über einen eigenen 
                                        Gleisanschluss, die Grundstückspreise 
                                        sind entsprechend ihrer Lage mit 7,50 
                                        bis 12,50 Euro pro Quadratmeter moderat. 
                                        Wir verfügen über aktuell wie 
                                        auch historisch gewachsene wirtschaftliche 
                                        Strukturen. Darüber hinaus ist in 
                                        Oschersleben (Bode) seit 1997 eines der 
                                        modernsten Motorsportzentren Europas angesiedelt. "Fressen" die Unternehmen 
                                        diese Standortbedingungen?
 Ihre Frage klingt nach Schönreden. 
                                        Aber bei uns sprechen die Fakten für 
                                        sich. Viele Geschäftsleute bestätigen 
                                        uns immer wieder, dass es eine gute Wahl 
                                        war, ihr Unternehmen hier anzusiedeln. 
                                        Sicher haben auch wir angesichts der allgemeinen 
                                        wirtschaftlichen Schwierigkeiten erlebt, 
                                        dass ein Betrieb Insolvenz anmelden musste 
                                        und das Gewerbegrundstück in andere 
                                        Hände gelangt. Dennoch gibt es bei 
                                        uns keine halbfertigen "Investitionsruinen".
 Insgesamt haben im Gewerbegebiet und an 
                                        der Anderslebener Straße fast 40 
                                        neue Unternehmen ihren Sitz, die 1.100 
                                        Arbeitsplätze gebracht oder gesichert 
                                        haben.
 Detlef Kohrs, welchen Einfluss haben 
                                        die so genannten weichen Standortfaktoren?
 
                                        
                                          |  |  
                                          | Zügig 
                                              voran gingen Anfang der 90er auch 
                                              die Asphaltarbeiten im Gewerbegebiet |  Die sind keinesfalls zu unterschätzen. 
                                        Auch hier bieten wir eine gute "Infrastruktur". 
                                        Wir haben ausreichend Kindergarten- und 
                                        Kinderkrippenplätze in modernen Einrichtungen, 
                                        alle Schultypen sind vorhanden, inklusive 
                                        Berufsschule.Im neu gebauten Krankenhaus im Ortsteil 
                                        Neindorf direkt am Naherholungsgebiet 
                                        "Hohes Holz" gewährleistet 
                                        das Ärzte- und Schwesternteam eine 
                                        gute medizinische Behandlung.
 Auch die Freizeiteinrichtungen wie Kino, 
                                        Schwimmhalle, Freibad, Sporthalle oder 
                                        Vereins-engagement lassen kaum Wünsche 
                                        offen. Gute Einkaufsmöglichkeiten 
                                        bieten unser Sondergebiet Handel und die 
                                        kleineren und größeren Geschäfte 
                                        in der Innenstadt. Allerdings müssen 
                                        wir an der Bereitstellung geeigneter Eigenheimflächen 
                                        weiter arbeiten. Ein für zirka 150 
                                        Bauplätze erschlossenes Wohngebiet 
                                        ist bereits vollständig besiedelt. 
                                        Die anhaltende Nachfrage nach guten und 
                                        bezahlbaren Baugrundstücken zwingt 
                                        uns zum weiteren Handeln.
 Das klingt nach sehr viel geschafft 
                                        und besten Bedingungen. Warum ist die 
                                        Stimmung dennoch allgemein schlecht?
 Weil man sich nicht auf seinen Lorbeeren 
                                        ausruhen, sondern immer vorwärts 
                                        kommen will, oder? Sicher haben wir einiges 
                                        erreicht, auch dank mutiger Eigeninitiative 
                                        vieler Klein- und Mittelständler. 
                                        Aber wenn man weiß, dass die Arbeitslosenquote 
                                        trotz aller Anstrengungen nicht wesentlich 
                                        unter 18 Prozent fällt, dann kann 
                                        die allgemeine Stimmung nicht gut sein. 
                                        Und wenn gerade auch für viele unserer 
                                        Jugendlichen hier in ihrer Heimat die 
                                        berufliche und damit die exis-tentielle 
                                        Perspektive fehlt, ist das besonders schmerzhaft.
 Ist hier nicht die Kommune in der 
                                        Pflicht?
 Sicher, aber wir können selber keine 
                                        neuen Arbeitsplätze schaffen, sondern 
                                        nur mit unseren Möglichkeiten begleitend 
                                        Einfluss nehmen. Die jährlich zur 
                                        Verfügung stehenden finanziellen 
                                        Mittel des Stadthaushaltes werden immer 
                                        geringer, das setzt auch die Wirtschaftsförderung 
                                        verstärkt unter Rechtfertigungszwang. 
                                        Noch nie war die Erwartungshaltung so 
                                        groß wie heute. Deshalb müssen 
                                        wir dringend neue Investoren gewinnen, 
                                        aber auch mit dem Entwicklungspotential 
                                        unserer vorhandenen Unternehmen versuchen, 
                                        die hiesige Arbeitsmarktsituation zu verbessern.
 Sind denn die Voraussetzungen der 
                                        Ansiedlung für neue Investoren da?
 
                                        
                                          |  |  
                                          | Eigener Gleisanschluss 
                                              und Autobahnnähe - die attraktivsten 
                                              Vorteile des Gewerbegebietes  |  Die haben wir in unserem Gewerbegebiet 
                                        am östlichen Stadtrand. So wurde 
                                        2003 beispielsweise der neue 4,7 Hektar 
                                        große fünfte Bauabschnitt erschlossen. 
                                        Damit können wir attraktive Gewerbeflächen 
                                        in hervorragender Lage anbieten. Übrigens, 
                                        im dritten Bauabschnitt Südost, entsteht 
                                        gerade ein modernes neues Umspannwerk 
                                        der AVACON. Es soll voraussichtlich im 
                                        Frühjahr 2005 in Betrieb genommen 
                                        werden.         |