| Herr Gerhard, vor zwei Jahren erschien unser drittes  gemeinsames Stadtmagazin, was hat sich inzwischen in der Stadt und den  Ortsteilen getan?Vor allem Einwohnerzuwachs – das ist der Spiegel für unsere  positive Entwicklung. Ludwigsfelde wird auch als Wohnort immer beliebter. Dies  belegen ausdrucksvoll die Zahlen zu unserer Bevölkerungsentwicklung. So sind  2011 deutlich mehr Menschen zu uns gezogen als weggezogen. Der Zuwachs gründet  sich auf ein deutliches Zuzugsplus von über 100 Personen. Den Grund für diese  positive Entwicklung sehe ich nicht ausschließlich im wirtschaftlichen  Wachstum. Wir haben in der jüngeren Vergangenheit auch in punkto Familienfreundlichkeit  eine Menge unternommen. Vor allem junge Familien mit Kindern schätzen unsere  Stadt mit ihren Ortsteilen immer mehr. Seit 2009 haben wir fast acht Millionen  Euro in Kitas investiert, Grundschulen saniert und Sportstätten erneuert. Kurze  Wege, gute Verkehrsanbindungen, eine gute medizinische Infrastruktur und ein  vielfältiges Freizeit- und Betreuungsangebot locken außerdem zunehmend auch ältere  Bewohner nach Ludwigsfelde.  Bald wird der neue Flughafen Berlin-Brandenburg  International eröffnet, Ludwigsfelde hat eine exponierte Lage, Fluch oder Segen  für die Stadt?
                                       
                                        
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                                          | Bürgermeister und Gewerbeverein weihen die erste Litfaßsäule  in der Innenstadt ein |  Beides! Fluch und Segen in einem. Auf die Herausforderungen  und Chancen der Zukunft sehen wir uns gut vorbereitet. Der neue  Hauptstadt-Airport BER erweist sich zunehmend als Jobmaschine mit vielen neuen  Arbeitsplätzen. Dafür entwickeln wir derzeit Flächen als Vorsorgestandorte für  Gewerbe- und Industrieansiedlungen. Wir spüren auch eine steigende Nachfrage  nach Baugrundstücken von den Beschäftigten aus dem Flughafenumfeld. Aktuell  entwickeln wir einen neuen Bahnhaltepunkt als Verbindung zum Flughafen BER und  zur Landeshauptstadt Potsdam. Unser Ziel ist es, dass spätestens im Jahr 2013  die ersten Züge halten. Damit erreicht man den Flughafen in nur 15 Minuten.  Insofern ist dies eine der strategisch wichtigsten Baumaßnahmen für die Stadt  Ludwigsfelde. Daneben müssen wir uns aber auch intensiv um unsere Menschen kümmern,  die unter den Belastungen des Fluglärms leiden. Auch wenn wir hinsichtlich der  Abflüge gegenüber den ursprünglichen Flugrouten entlastet sind, verläuft die  Anflugschneise über unser Stadtgebiet. Als Stadt Ludwigsfelde werden wir daher  mit ganzer Kraft die Volksinitiative zum Nachtflugverbot von 22.00 bis 06.00  Uhr unterstützen. Der passive Schallschutz muss unbürokratisch und qualitativ  besser gestaltet werden – und ich bin sehr froh und erleichtert, dass die SPD  Brandenburg auf ihrem jüngsten Parteitag ein klares Nein zu einer 3. Startbahn  am Standort Schönefeld beschlossen hat. Siemens Energy Service hat sich mit einem  neuen  Logistikzentrum für Ludwigsfelde entschieden, ein weiteres Plus für die Stadt  als  
                                        
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                                          | Bürgermeister Frank Gerhard bei der Eröffnung des neuen  Siemens Logistikzentrums (2. v. r.) |  Logistikstandort mit seiner Berlinnähe und tollen Verkehrsanbindung?Siemens hat 2010 in Ludwigsfelde ein Logistikzentrum eröffnet.  Mehr als 30.000 unterschiedliche Ersatzteile für Gasturbinen werden von hier  aus in aller Welt bereitgestellt. In diesem Jahr hat sich Siemens erneut für  den Standort Ludwigsfelde entschieden. Der Konzern baut jetzt ein neues  Brenner-Testzentrum für Gasturbinen und investiert 66 Millionen Euro.  Ludwigsfelde hat sich gegen zehn andere Standorte weltweit durchgesetzt, darauf  sind wir sehr stolz. Aber auch für die gesamte Hauptstadtregion ist dieses  Testzentrum eine Top-Ansiedlung. Es schafft neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze  und stärkt das innovative Milieu unserer lokalen Wirtschaft in Forschung und  Entwicklung. Erster Spatenstich soll im September 2012 sein, voraussichtlich im  April 2014 werden die ersten Brenner getestet.
 Als Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie die  Automobilindustrie hat Ludwigsfelde einen guten Ruf, wo sehen Sie Möglichkeiten  der Profilierung?Den Vorteil, einige große "Global Player" wie z.B.  Mercedes Benz, VW Logistik und Franke Aquarotter vor Ort zu haben, möchten wir  nicht missen. Aber natürlich lebt ein stabiler Wirtschaftsstandort auch von  gesunden Klein- und Mittelständlern, so auch im Dienstleistungs- und  Sozialbereich. Außerdem geht es um die Innovationsfähigkeit unserer  Wirtschaftsregion, zum Beispiel durch die Ansiedlung weiterer Unternehmen im  Bereich Forschung und Entwicklung. Unser großes Ziel ist es außerdem, die  Innenstadt für Handel und Gewerbe attraktiver zu machen.
 Wie wollen Sie weitere Investoren in die drei großen  Industrieparks auf fast 600 Hektar gewinnen, wo ja noch Potential vorhanden ist?Daran arbeiten wir täglich. Die Stadt Ludwigsfelde agiert  wirtschaftsfreundlich und versteht sich als Dienstleister und kooperativer  Partner. Dazu setzt die Verwaltung auf schnelles und innovatives Handeln. Mit  Flexibilität und kompetenter Beratung, vom Erstgespräch bis zum Bauantrag,  werden Ansiedlungen betreut. Aktuell sind wir dabei, das gesamte Gemeindegebiet  mit allen 11 Ortsteilen zur flächendeckenden Breitbandversorgung mit VDSL 2  auszubauen, um die Ansiedlungsbedingungen noch besser zu machen.
 Was sind die Hauptvorhaben der Stadt für die Verbesserung  der Lebensbedingungen für die 24.000 Ludwigsfelder? 
                                        
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                                          | Planungsbereich „Neue Mitte“ Beitrag zur Belebung der  Innenstadt
 |  Eine attraktive Innenstadt für alle, die in Ludwigsfelde  wohnen und arbeiten, das ist unser wichtigstes Ziel. Mit der Aufnahme in das Förderprogramm  „Aktive Stadtzentren“ haben wir den Stein ins Rollen gebracht. Aus diesem  Programm hat Ludwigsfelde bisher rund zwei Millionen Euro Fördermittel für die  Entwicklung einer neuen Stadtmitte bewilligt bekommen. Bis 2019 stehen weitere  Mittel in Millionenhöhe zur Verfügung. Für alle sichtbar ist schon jetzt die  Sanierung des Kulturhauses. Im Herbst 2013 planen wir die große „Licht-an-Party“,  mit der wollen wir dann den Ludwigsfeldern ihr Kultur- und Bürgerhaus in neuer  Schönheit und mit modernster Technik wiedergeben. Die Entwicklung des Zentrums  entlang der Potsdamer Straße werden wir besonders nördlich der Autobahn  vorantreiben. Auch hier tut sich schon einiges. So werden derzeit das neue  Seniorenpflegeheim „Fontanehof“ gebaut und die alten Baracken am „Kohlenhof“  abgerissen. Geplant für die Belebung der Innenstadt sind unter anderem ein „Aktivstadtpark“  und eine „Grüne Mitte“. Das sind zum Teil lang gehegte Wünsche der Einwohner,  die in der Aktion „Ludwigsfelde ein Leben lang“ vorgeschlagen wurden. In den Bürgerforen  wird eine breite Öffentlichkeit einbezogen und es kamen schon interessante  Ideen zur Sprache, die in die Planungen einfließen. Ein weiteres großes  Vorhaben nehmen wir noch in diesem Jahr in Angriff: die komplette Sanierung der  Gottlieb-Daimler-Oberschule. Ab kommendem Schuljahr werden unter anderem das  Dach, die Fassade und der Innenbereich einschließlich Heizung und Sanitäranlagen  erneuert. Die Arbeiten erstrecken sich über zwei Schuljahre bis 2014. Herr Bürgermeister, wir danken für das Interview.
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