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Seit Januar 2003 betreibt die Stadt Pasewalk
das Kulturforum "Historisches U"
in eigener Regie. Von hier aus sollen
neue Impulse für das kulturelle Erscheinungsbild
der Stadt und Region ausgehen. Sachgebietsleiter
Kultur bei der Stadt Pasewalk, Fred Lüpcke,
über Kulturarbeit im Allgemeinen
und im Speziellen:
Was passt Ihrer Meinung nach denn nun
zum diesem Haus?
Dieses erste Jahr sollte für uns
eine Testphase - keine Schonphase - sein.
Zunächst einmal galt es, das Haus
in der Öffentlichkeit als offene
Stätte der Kultur, der Begegnung
und Kommunikation bekannt zu machen. Ohne
öffentliche Akzeptanz wären
alle Mühen vergebens. Dabei verfolgen
wir als Dienstleister zwei Schienen: Zum
einen stellen wir das Haus auf Wunsch
und im Rahmen der Möglichkeiten den
Kulturgruppen als Probe- und Aufführungsstätte
zur Verfügung, führen eigene
Veranstaltungen durch oder setzen Initiativen
und Projekte gemeinsam mit bewährten
Partnern der Kulturszene um. Die Erfahrungen
haben gezeigt, dass Angebote wie Kabarett,
klassische Konzerte, Lesungen, kleinere
Theaterstücke und Musicals, aber
auch volkstümliche Veranstaltungen
gern angenommen werden. Was sich bewährt,
bleibt Bestandteil des Programms. Zum
anderen vermarkten wir das Kulturforum
als Stätte für Tagungen, Konferenzen
und Messen. Das Haus ist wie dafür
geschaffen. Auch hier verzeichnen wir
reges und zunehmendes Interesse an der
Einrichtung. Unserem Ziel, dem Kulturforum
"Historisches U" ein eigenes
Format zu geben, nähern wir uns Schritt
für Schritt.
Herr Lüpcke, woran wollen Sie sich
orientieren und wo liegen die Chancen
für eine bessere Kulturarbeit?
Wir orientieren uns am Bürgerwillen.
Das setzt Bürgerbeteiligung voraus.
Die Frage nach den Chancen stellen wir
uns deshalb im Rahmen der Lokalen Agenda.
Hier ansässige Künstler und
kulturinteressierte Bürger haben
sich der Agenda 21 angeschlossen. Wir
überlegen unter anderem, wie kulturelle
Traditionen für künftige Projekte
besser genutzt werden können, um
auf Pasewalk überregional aufmerksam
zu machen. Wir wissen, dass die kulturelle
Vergangenheit der Stadt insbesondere von
den Dragonern und Kürassieren, die
hier stationiert waren, geprägt wurde.
Mit ihnen hielt schließlich die
weltliche Kultur in Pasewalk Einzug. Außerdem
stand die Garnisonsstadt Pasewalk damals
in enger Beziehung zum preußischen
Königshaus und Adel. Ein Beispiel
dafür, dass man sich der Tradition
verpflichtet fühlt, ist die vom Pasewalker
Kürassierverein wiederbelebte Kürassierjagd.
Aktivitäten, die für Pasewalk
typisch sind, dürften künftig
mehr in den Mittelpunkt des kulturellen
Geschehens rücken. Darüber hinaus
behandeln wir nicht nur Themen wie Kulturerbe
und Kulturidentität, sondern auch
Kunst im öffentlichen Raum und kulturelle
Bildung. Letzteres sichert Nachhaltigkeit
in Sachen Kultur.
Welche Rolle spielen die ansässigen
Vereine bei der Kulturarbeit der Stadt?
Welche neuen Entwicklungen sind auf diesem
Gebiet zu erkennen? Stichwort: Werbekonzept.
Die freie Kulturlandschaft besteht ja
zu einem Großteil aus den Vereinen.
Wie die Vereine gestärkt werden können,
ist eine Frage der Gewichtung und Zusammenführung
öffentlicher und freier Kultur-interessen.
Dies ist auch im Zusammenhang mit der
touristischen Vermarktung Pasewalks als
kulturellem Standort wichtig. Vereine
haben wesentlich bessere Voraussetzungen,
um sich in diesen Prozess einzubringen
als die Stadt allein dies könnte.
Die Stadt wiederum verfügt über
Möglichkeiten, diesen Prozess zu
unterstützen. Die Praxis zeigt: Zusammen
machen wir richtig mobil. Bestes Beispiel
dafür ist die Leistungsschau der
Uecker-Randow-Region, die jährlich
in Pasewalk stattfindet. Davon, wie offensiv
wir all das, was Pasewalk zu bieten hat,
nach außen tragen, hängt auch
ab, ob Pasewalk in kultureller Hinsicht
Flagge zeigen kann. Die Stadt braucht
- so auch die Auffassung der Beteiligten
an der Lokalen Agenda - ein schlüssiges
Werbekonzept, welches nur im Austausch
mit den Partnern aus Kultur, Wirtschaft
und Politik entwickelt werden kann.
Ist die Stadt Pasewalk sich dieser Notwendigkeit
auch bewusst?
Auf jeden Fall. Sonst hätten wir
keine Kulturstätten wie die Bibliothek,
das Museum, das Kulturforum, das Lindenbad,
Turnhallen und Sportplätze und auch
nicht den Willen, diese den Bürgern
zur Verfügung zu stellen und mit
Leben zu füllen. Es ist unübersehbar,
dass die städtische Kulturarbeit
in den letzten Jahren mehr und mehr an
Bedeutung gewonnen hat und von den politischen
Entscheidungsträgern der Stadt Pasewalk
ebenso wie die Wirtschaftsförderung
als prioritäre Aufgabe betrachtet
wird. Gerade in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten ist dies nicht selbstverständlich.
Welchen Stellenwert nimmt die grenzüberschreitende
Kulturarbeit für Sie ein?
Für die Zukunft soll hier auch einer
unserer Schwerpunkte liegen. Wir haben
auf polnischer Seite die Partnerstadt
Police, zu der wir den Kontakt auf kultureller
Ebene erneuert haben, mit dem Ziel, den
Kulturaustausch zu intensivieren. Mein
Eindruck ist, dass man auf polnischer
Seite schon in den Startlöchern sitzt
und auf den EU-Beitritt 2004 wartet. Mich
überrascht immer wieder die Kontaktfreudigkeit
und Aufgeschlossenheit unserer polnischen
Nachbarn. Positiv ist auch, dass die Menschen
in unserer Region zunehmend gewillt sind,
die polnische Sprache zu lernen. Sprache
ist ein Kulturschatz und jede Fremdsprache
eine kulturelle Bereicherung. Die Fremdsprachenkenntnisse
auf polnischer Seite sind bemerkenswert.
Außerdem achtet man dort mehr darauf,
dass auch die Kinder die kulturellen Traditionen
der Erwachsenen fortsetzen. Ich wünschte,
so etwas wäre unheilbar ansteckend
und würde sich nach Öffnung
der Grenzen wie ein Lauffeuer bei uns
ausbreiten. Interkultureller Austausch
stärkt den Zusammenhalt. Wenn wir
es ernst meinen - und das tun wir - warten
noch viele Aufgaben auf uns.
Paul Holz (1883 - 1938)
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1928
Paul Holz (zeichnend)
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Paul Holz war ein Künstler, der
nicht nur aus unserem Gebiet von Geburt
her stammt, sondern hier auch seine ideelle
und gefühlsmäßige Heimat
als Künstler hatte.
Seine Bildvorstellungen wuchsen aus dem
Erlebnis der heimatlichen Landschaft und
dem genauen Vertrautsein mit dem Menschen
dieses Landstrichs. Die Werke von Paul
Holz sind erfüllt von tiefer Liebe
zur Natur, zur Heimat, zum Menschen und
der
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Selbstbildnis
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Wertschätzung der Arbeit. Der Maler
schrieb Notizen über die Kunst des
Zeichnens nieder, die zum schönsten
zählen, was über die Zeichnung
je geschrieben wurde. Hier nur zwei Sätze
seiner Notizen: "Wer ein Zeichner
werden will, muss zwei gute Augen haben.
Mit dem einen Auge sieht er die Dinge,
mit dem anderen, was hinter den Dingen
ist: das Gleichnis, das Fliehende, das
Nichtwiederzurückkehrende".
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